Schön eine Diskussion haben wir hier!
Richtig, das gehört sich ja auch so, und jeder sollte seinen Senf zum Besten geben dürfen!
Wie ich schon geschrieben habe, wurde ich schön öfters darauf angesprochen,
dies mit Serien-Fahrwerk einzubauen. -> Was definitiv NICHT funktioniert!!
Das habe ich ja auch nicht bezweifelt, sondern habe explizit danach gefragt ob solche Umbauten mal alleinstehend vorgenommen wurden. Wenn es mit dem Serienfahrwerk nicht funktioniert, dann ist es eben so.
Der unerwünschte Nebeneffekt sollte nicht mit dem Einbau des Bauteils begründet werden, sondern mit der Unwissenheit des Monteurs, fehlender Abstimmung und der Summe an Veränderungen die schon insgesamt vorgenommen wurden. Um den Effekt einer Modifikation zu evaluieren muss diese alleine vorgenommen werden, ohne dass andere Parameter verändert werden. Es ist nicht vernünftig 5 Dinge zu verändern und das "leichte Heck" dann auf die Längslenker zu schieben.
Das sollte auch kein Angriff an dich sein Sascha, sondern ein Appell an viele unwissende Tuner, die keinen wissenschaftlichen Hintergrund ODER praktische Erfahrungswerte zu gewissen Modifikationen haben. Wenn du bei 10 butterweichen Fahrwerken die Längslenker eingebaut hast, und die Karren beim Anbremsen an der Hinterachse schon bald die Bodenhaftung verloren haben, dann sollte man das natürlich sein lassen. MTB und ich wollten vor allem den sportiven Effekt der Alu-Längslenker unterstreichen, dass man den Umbau nicht ohne weitere Modifikationen vornehmen sollte, haben wir geklärt und das hast du in deinem Beitrag letzten nochmal zusammengefasst.
Es gibt mehr als genug stille Leser hier im Forum, die machen sich dann an so einen Umbau
und bei der nächsten Gefahrensituation (wie oben beschrieben) liegt der MINI im Graben!
Dann hoffentlich nur mit einem materiellen Schaden!
Das ist genau das Problem über das wir uns jetzt unterhalten. Viele Leser machen sich keine Gedanken über das Gesamtsystem Auto, sondern sehen immer nur ein Bauteil was man austauschen kann. Dass man sich ohne eine Umrüstung der Bremsanlage keinen S54 Motor aus dem E46 M3 in seinen E36 328i einbaut, nur weil das Plug and Play passt und man lediglich ein paar Kabel umpinnen muss, verstehen ja vielleicht noch einige. Aber wenn es um das Fahrwerk geht steigen die meisten einfach komplett aus, weil sie nicht die notwendigen Formeln zur Hand haben, um das Fahrverhalten grob abzuschätzen, oder die praktische Erfahrung mitbringen. Dazu kommt noch, dass die Wirkzusammenhänge beim Fahrwerk sowieso deutlich komplexer sind als bei Motor und Bremse.
Für alle die es interessiert, hier mal eine kleine Kausalkette zur Erklärung warum ein härterer Stabi an der Hinterachse das Fahrverhalten unserer Minis in Richtung neutral bzw. übersteuernd verschiebt:
1. Ausgangssituation: Bei STATIONÄRER Kurvenfahrt ist ein untersteuerndes Fahrverhalten zu verzeichnen, dagegen möchte man vorgehen.
2. Um das Fahrverhalten des Fahrzeugs von untersteuernd (Schräglaufwinkeldifferenz vorne-hinten > 0) in Richtung übersteuernd (Schräglaufwinkeldifferenz vorne-hinten < 0) zu verschieben, muss offensichtlich die Schräglaufwinkeldifferenz sinken. Somit muss entweder der Schräglaufwinkel an der Vorderachse sinken oder der Schräglaufwinkel an der Hinterachse steigen. Da wir eine Modifikation an der Hinterachse vornehmen möchten, nehmen wir an, dass der Schräglaufwinkel an der VA gleich bleibt und an der HA steigt. Mit anderen Worten: Man möchte an der Vorderachse eine höhere Seitenkraft übertragen können.
3. Um bei einem gleichen Schräglaufwinkel der Vorderachse eine höhere Seitenkraft übertragen zu können, muss die Radlastdifferenz an der Vorderachse sinken. (kann man im Seitenkraft-Radlast-Diagramm nachsehen)
4. Die Radlastdifferenz an der Vorderachse sinkt durch eine Verringerung des Wankwinkels.
5. Der Wankwinkel sinkt durch eine Erhöhung der Wanksteifigkeit an der Hinterachse!
6. Wenn die Radlastdifferenz an der Vorderachse sinkt, muss die Radlastdifferenz an der Hinterachse steigen, da die Gesamtachslast gleich bleibt.
7. Um trotz steigender Radlastdifferenz an der Hinterachse die gleiche Seitenkraft übertragen zu können, steigt der Schräglaufwinkel der Hinterachse (siehe Punkt 2),
Dass man mit einem härteren Stabi die Radlastdifferenz bei stationärer Kurvenfahrt an der jeweiligen Achse erhöht hört sich zwar komisch an, ist aber so. Ähnliche Kausalketten können für Veränderungen der Wankpolhöhen (Tieferlegungen) oder die Veränderung der Achslast aufgestellt werden. Ich hoffe gut vermittelt zu haben, dass Änderungen am Fahrwerk nicht ganz einfach nachzuvollziehen sind und sich die Ingenieure etwas dabei gedacht haben, den GP mit einem Heckflügel und einem Bilstein Fahrwerk in Kombination mit den Alu-Längslenkern auszurüsten.