Sascha
ich kann nur meine bislang gemachten Erfahrungswerte weitergeben, ich hab den R53 JCW noch zu kurz. Zudem ziehe ich jedoch hier nun auch eine Person in meine Überlegungen mit ein, die besonders viel Erfahrung mit dem R53 JCW hat. Peter hat ja bereits erklärt, dass er zum Castrol Edge 10W60 tendiert respektive spricht eine Empfehlung dafür aus. Ich lasse dies mal so im Raum stehen, da ich keine Erfahrungswerte mit diesem Motoröl habe. Die reinen Werte, hier auszugsweise, kinematische Viskosität 100 Grad beträgt mm2/s 22,7, Pourpoint -39,
Flammpunkt 203, ACEA A3/B3, und ein ausgezeichneter HTHS-Wert sprechen jedenfalls für dieses Motoröl. Ich sehe dies jedoch mehr angebracht bei getunten Motoren bzw. Tracktools. Bei serienmäßigen Motoren und Alltagsgebrauch sehe ich es ein wenig skeptisch. In einer Veröffentlichung aus dem Jahre 2003 gibt Castrol selbst an, dass im Vergleich von deren 0W40 zum 10W60, das 60er Motoröl im Normalgebrauch einen dreifach höheren Verschleiß im Motor generiert. Bitte dabei genau beachten, im Normalgebrauch. Bei Dauervollgas oder auf dem Track oder bei hohen Motoröltemperaturen sieht dies wieder ganz anders. Über das Thema Scherstabiltät bei diesem Motoröl muss ich noch recherchieren.
0W30 bzw. 5W30 mit LL04 lehne ich ab. Ich halte überhaupt nichts von Longlife-Ölen und deren Anwendungsprofil von zwei Jahren und 30000 Kilometer. Ich würde dieses in den R53 nicht einfüllen, aber das kann jeder halten, wie er mag.
Meine ersten Erfahrungen mit dem Rowe Synth 0W40, ein außergewöhnlich hochwertiges Öl, haben gezeigt, dass dieses Öl für den Motor des R53 vermutlich zu dünn ist. Als Sascha bei meinem MINI diverse Reparaturen getätigt hatte, ging es an das Entlüften des Kühlwassersystems. Sascha nahm in der Warmlaufphase sofort leicht erhöhte Geräusche der Steuerkette wahr. Ich führte dies auf das Öl zurück. Auch im Nachgang bei einigen Tests hatte ich leichte Bedenken und hab es nach kurzer Anwendung von 3600 Kilometer gewechselt.
Seit einigen 1000 Kilometern fahr ich nun das Ravenol RSE Racing Sport 10W50 und bin absolut begeistert. Ich hab zwar ein Saisonfahrzeug, dieses Motoröl kann jedoch bedenkenlos als Ganzjahresöl genutzt werden. Ein Pourpoint von -54 Grad, HTHS 5,3 und das Additiv-Paket spricht Bände.
Ansonsten gibt es für den Dailydriver und zugleich anspruchsvollen Fahrer eine Vielzahl von sehr hochwertigen Ölen, die ich nach jetzigem Stand empfehlen kann.
-Ravenol VST 5W40
-Rowe Synth 5W40
-Ravenol RCS Racing 5W40
-Kroon Oil Poly Tech 10W40 (mega gut Preis-Leistung)
-Penrite Tenths Racing 10W40 (100 % PAO&Ester)
-Redline 5W40 / 10W40
-Mobil 1 New Life 0W40 / Mobil 1 Peak Life 5W50 konnte man sehr empfehlen, werden leider nicht mehr produziert und die nachfolgenden Motoröle dieses Herstellers haben schlechtere Werte und werden kostengünstig auf GTL-Basis hergestellt.
Das oben angeführte Motul 5W40 ist für ein HC-Motoröl echt gut und hat auch PAO. Molibdän, Mo = 0 würde mich bei solch einem HC-Öl stören und der Poupoint mit -36 ist gerade noch ok. Ein Motoröl, dass man bedenkenlos nehmen kann, ist jedoch im Vergleich zu den von mir angeführten Motorölen keinesfalls so hochwertig, erfüllt jedoch mit Sicherheit seinen Zweck. Entsprechend gilt dies auch für das Mobil 1 Super 3000 5W40. Ist auch hauptsächlich HC. Auch hier Molibdän, Mo = 0, die Werte für Phosphor und Zink sind höher und damit besser als bei dem Motul. Auch der Kalziumwert des Mobil ist wesentlich höher als beim Motul. Da wir ja keinen Turbo fahren sehe ich den höheren Kalziumwert auch als Vorteil an. Angepasst an das Nutzungsprofil mit angepassten Ölwechselintervallen von max. 10000 bis 12000 Kilometer sind beide Öle jedenfalls einem Longlifeöl vorzuziehen und kann man nehmen.
Jedenfalls kann man nicht pauschal sagen, dieses oder jenes Motoröl ist das Beste. Primär kommt es auf das Nutzungsprofil und den Anspruch des Motors z. B. nach technischen Verbesserungen an. Man sollte deshalb jeweils eine individuelle Beratung machen.
Außerdem sind viele nicht bereit z. B. für das Redline 21,00 Euro pro Quart auszugeben. Dagegen muss man sagen, dass die
Basisöle sehr hochwertig sind, der hohe Anteil von Ester und das Additivpaket Geld kosten. Molibdän, Mo z. B. bei >550. In Sachen Verschleißschutz wird es wohl nicht viele Motoröle geben, die besser sind.
Ich möchte nochmals betonen, dass ich nur einige wenige Motoröle im R53 bislang getestet habe und noch nicht so viel Erfahrung mit diesem Motor habe. Meine Empfehlungen der benannten Motorenöle beruhen auf die bisherigen Erfahrungen und der Berücksichtigung der Basisöle, Additivpakete, Viskosität etc. der bislang verwandten Öle.
Auch habe ich noch keine Analyse des gebrauchten Motoröls des im Augenblick verwandten 10W50 aus dem Labor, lasse ich jedoch machen. Dies ist für mich das Hauptargument für ein gutes Motoröl. Erst nach Erhalt u. a. der Verschleißwerte, die nach mg/kg an Eisen, Chrom, Zinn, Aluminium, Nickel, Kupfer, Blei, Mangan etc. aufgeschlüsselt sind, kann man dann seine Rückschlüsse ziehen. Wie hat sich das Öl im Motor verhalten und hat es Verschleiß generiert? Das sind für mich Punkte und Fakten auf dem Weg zur Findung eines sehr guten Motoröls für m e i n Nutzungsprofil. Dies dürfte im Einklang mit denen sein, die ihren R53 auch artgerecht bewegen. Fährt jemand nur Kurzstrecke und halt viele Kaltstarts, muss man wieder in eine ganz andere Richtung gehen.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig vermitteln, in welche Richtung es bei mir!!! bei der Verwendung von Motorölen geht. In meinen beiden anderen MINIs fahre ich zur Zeit die beiden oben angeführten Öle von Ravenol mit der Viskosität 5W40. Das VST, da dieser MINI noch in der Garantie ist. Die Werksfüllungen mit Longlife - Öl habe ich jeweils nach 2000 Kilometer gewechselt. Das RCS Racing schlägt sich im getunten Motor des anderen MINI bislang super, hat jedoch keinerlei Freigaben. Die technischen Daten des Öls überzeugen mich sehr, darum teste ich es nun.
Ich kenne mich bislang bei der Auswertung der Zusammensetzung von Motorölen ein wenig besser aus als der Durchschnitt und kann daher Rückschlüsse auf die Qualität und die in Frage kommende Anwendung des Motoröls ziehen.
Man braucht jedoch für ein perfektes Ergebnis!!! z. B. auch die Aufzeichnung technischer Daten wie Öltemperatur, Analysen des Gebrauchtöls, Begutachtung des Innenlebens des Motors (Verkokung, Ablagerung, Pitting etc.) um sich ein Bild machen zu können und um dann die richtige Entscheidung zu treffen
Das Thema Motoröl ist, wie man sieht, ein sehr komplexes und wissenschaftliches Thema.
Zum Schluss noch eine Anmerkung meinerseits . Es stört mich sehr oft in Foren, dass Einige einfach ihre Empfehlungen abgeben, wie mein verwendetes Motoröl läuft so gut oder pauschal die Aussage, nimm ein 0W40 oder dies oder das....
Das ist Blödsinn und hilft niemanden. Diese Empfehlungen beruhen zudem leider sehr oft auf den geschickten Produktbeschreibungen der Ölproduzenten, die Kunden lassen sich täuschen. Wenn auf der Verpackung steht Synthese, dann heißt dies noch lange nicht, dass dort ein vollsynthetisches Motoröl drinnen ist!!!! FullSAPS, C3, ACEA A3/B3 etc. verstehen diese Dampfplauderer sowieso nicht.
Mein Fazit:
Es gibt gute und sehr gute Motoröle, aber das perfekte Motoröl zu finden, ist eine riesige Herausforderung. Ich hoffe, ich finde es für meinen R53....